Handbuch 2021

Nicht nur durch Tiefentladung droht Gefahr ! Auch im normalen Reisebetrieb oder während Standzeiten gibt es Situationen, in denen sich die Bordbatterie in einem Betriebszustand befindet, der Kapazitätsverlust nach sich zieht oder die Lebensdauer vor allem durch Sulfatbildung negativ beeinflusst wird. Abhilfe schaffen hier spezielle Geräte ( siehe Seite 88 ), die die Batterie mit ultrakurzen Stromimpulsen fit halten und die Bildung von Sulfat- ablagerungen verhindern bzw. alte Ablagerungen, die noch nicht zu verhärtet sind, aufzulösen. T E C H N I K - I N F O Sulfatierung kein Thema ■ Während bei Gel- AGM- und den klassischen Nassbatterien die Sulfatierung eines bzw. das häufigste Ausfallthema ist, sind Lithium-Batterien (LiFePO4 siehe Seite 69–79 ) davon komplett unbeein- druckt. Für sie ist die Teilladung nicht nur kein Problem, sondern sogar der bevor- zugte Ladezustand, wenn die Batterie über einen längeren Zeitraumeingelagert wird. Lebensdauer einer Batterie Gel | AGM | Flüssig-Säure Bordbatterien richtig laden und vor Sulfatierung schützen 64 in teilgeladenem Zustand verharren. Im ent- ladenen Zustand sollte eine Batterie – egal welcher Bauart – niemals stehen. Die Sulfa- tierung schreitet dann rasend schnell voran. Hier muss sofort gehandelt und geladen werden, um keine dauerhafte Sulfatierung hervorzurufen. · Die beste Möglichkeit, seine Bordbatterien vor Sulfatierung zu schützen, ist das regel- mäßige Aufladen mit einem Ladegerät mit temperaturgeführter IUOU-Kennlinie. Moderne Reisefahrzeuge sollten diese Geräte eigentlich ab Werk verbaut haben. Siehe hierzu auch Info ab Seite 96. · Auch eine Solaranlage kann eine Sulfatie- rung vermeiden, wenn sie so ausgelegt ist, dass der Vollladezustand erreicht wird und der Solarregler auf den jeweiligen Batterietyp eingestellt werden kann. · Bezahlt machen sich relativ schnell auch Geräte die verhindern, dass Sulfatierung überhaupt entsteht und die es schaffen das Kristallgitter wieder aufzulösen, solange die Sulfatschicht nicht zu stark verhärtet ist. Siehe hierzu auch Seite 88 . Lebensdauer einer Batterie Wie bereits erwähnt, fallen die meisten Bat- terien frühzeitig durch Sulfatierung aus. Wer auf seine Batterien achtet und Vorsorge trifft, dass diese nicht sulfatieren, sollte sich den- noch darüber im Klaren sein, dass eine Batterie trotz aller getroffenen Maßnahmen ein Verschleißteil bleibt. Verantwortlich für die Lebensdauer einer Bord- batterie sind stets mehrere Faktoren. In erster Linie spielen die Entladetiefe und die Höhe der Lade- bzw. Endladezyklen eine Rolle. Eine Batterie verschleißt umso schneller, je tiefer und häufiger sie entladen wird. Dies er- klärt auch, warum bei gleicher Belastung kleine Batterien bzw. kleine Batteriesätze mit weniger Kapazität (Ah) schneller verschleißen als größere Batteriesätze. Wer also eine Batte- rie sehr oft und tief entlädt, muss früher mit Leistungsverlust und Akku-Ausfall rechnen. Eine Batterie fällt meistens nicht schlag- artig aus, sondern weist eine stetig abneh- mende Speicherkapazität auf. Hersteller-Tests haben ergeben, dass eine zyklenfeste Säure- batterie bei 25 Prozent Entladetiefe etwa 1.000 Ladezyklen aushält. Dies ist ganz ordentlich, jedoch sind 25 Prozent im Reisemobileinsatz nicht wirklich viel. Extrem weniger Zyklen halten Flüssigbatterien, wenn die Entladetiefe steigt. So dürfte die Lebensdauer nach unse- ren Erfahrungen bei weit unter 250 Zyklen liegen, wenn 50 Prozent der Speicherleistung entnommen werden. Wie schon in der Batterie-Info erwähnt, kann bei geringer Ent- ladetiefe oder bei eingeschränkter Urlaubs- nutzung von wenigen Wochen dieser Batte- rietyp trotzdem absolut ausreichen. Fazit: Egal welcher Batterietyp verwendet wird – also auch bei Gel oder AGM –, Verschleiß fällt immer dannan,wenndieBatterie zyklisch belastet wird, und dieser ist umso größer je tiefer der Zyklus ausfällt. Wichtig zu wissen: Verschleiß ist nicht durch die Herstellergarantie abgedeckt. ■ Experten sind sich einig: Bordbatterien (Gel-/AGM- und Nassbatterien) fallen in über 80 Prozent aller Fälle durch Sulfatierung aus. Das ist eine stolze Zahl, und da dieser Zustand ab- solut vermeidbar ist, sollte hier unbedingt ent- sprechend vorgebeugt werden – zumal Aus- fälle oder Kapazitätsverluste durch Sulfatierung durch keine Herstellergarantie abgedeckt sind. Frühzeitiger Ausfall Sobald an einer voll geladenen Batterie keine Ladespannung mehr anliegt, beginnt praktisch die Sulfatierung. Wann daraus ein hartes Kris- tallgitter entsteht, ist abhängig von Batterie- typ, Bleiqualität, Entladetiefe, Temperatur und einigen weiteren Faktoren. Fest steht, je län- ger die Sulfatierung andauert, umso härtere Strukturen bilden die Bleisulfatkristalle. Und je härter die Strukturen sind, desto schwieri- ger wird es, das entstandene Kristallgitter zu sprengen. Das Problem ist, dass die ent- standenen Sulfatkristalle das Wiederaufladen der Batterie immer mehr einschränken, wo- durch die Kapazität der Batterie enormverrin- gert wird. Deshalb sollte man niemals eine Batterie in teilgeladenen Zustand stehen lassen. Zu bedenken ist dabei auch, dass selbst voll- geladene Batterien durch Selbstentladung relativ schnell in einen teilgeladenen Zustand kommen. Generell sollten Batterien daher in regelmäßigen Abständen mit einem geeig- neten Ladegerät vollgeladenwerden! Nur dann ist gewährleistet, dass sich die Kristalle zu Blei rückbilden. AGM- und Gel-Batterien ha- ben zwar eine geringere Selbstentladung als Nassbatterien, aber auch diese sollten nie länger Batterie-Info Batterien optimal laden, schützen und pflegen

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