Handbuch 2023
T E C H N I K - I N F O LiFePO 4 -Batterien 1:1 tauschen gegen AGM oder Gel-Batterien. ■ Immer wieder ist zu lesen, dass eine LiFePO4-Batterie ohne weiteres gegen die verbaute AGM oder Gel-Batterie ausgetauscht werden kann. Die Ladeeinrichtungen können laut Werbeanzeige bleiben wie bereits vorgesehen. Kein Hinweis darauf, dass viele AGM Batterien bis 14,7Volt aufgeladen werden, die Ladeschlussspannung einer Li-Batterie üblicherweise aber bei 14,4V endet. Oder, dass eine Gel-Batterie mit der richtigen Kennlinie mit bis zu 16 Stunden (Absorptionszeit) im oberen Spannungsbereich geladen wird, obwohl allgemein bekannt ist, dass LiFePO4-Zellen nach der Vollladung unmittelbar bzw. maximal nach einer Stunde auf ein niedrigeres Spannungsniveau gesenkt werden sollen. Geschieht dies nicht, nimmt laut Zellhersteller – und in diesem Punkt ist man sich einig – die Lebenserwartung der Zellen überproportional ab. Im Grunde wissen dies auch Vertreiber von LiFePO4-Batterien und liest man deren beiliegende Anleitung einmal genauer durch, wird die vollmundige Aussage vom1:1Umtausch auch schnell wieder relativiert. Dann steht zu lesen, dass die Absorptionszeit doch nicht länger als 2 Stunden sein darf und empfohlen werden letztlich doch Ladegeräte mit spezieller LiFePO4-Kennlinie. Es gibt auch die Aussage, wenn keine LiFePO4-Kennlinie zur Verfügung steht, kann einfach auf Blei/Säure eingestellt werden. Diese Kennlinie hat aber auch eine Absorptionsphase von 4 Stunden und so findet sich in gleicher Anleitung der Warnhinweis: Verwenden Sie nur ein für LiFePO4-Zellen geeignetes Ladegerät. Warum hier keine eindeutige Aussage getroffen wird ist schleierhaft. Wie jede Bordbatterie hat auch die LiFePO4-Batterie eine ganz besondere Charakteristik undmuss speziell behandelt werden. Umes auf den Punkt zu bringen. Entweder die Ladegerätschaften (Ladegerät, Booster, Solarregler, Brennstoffzelle usw.) können auf eine LiFePO4-Ladekennlinie eingestellt werden oder, falls dies nicht möglich ist, dann verwenden Sie einfach eine PowerUnit (s.Seite 68/69) . Hier kann alles bleiben wie es ist. Sie haben trotzdem die volle Lithium-Power und die Sicherheit kein Risiko einzugehen. Foto: Eddi Böhnke Batterien Lithium-Ionen-Batterien für das Abschalten der Batterie, bevor diese von den angeschlossenen Verbrauchern zu tief entladen wird. Auch vor Überspannung gilt es zu schützen, ebenso muss das BMS einschreiten, wenn die Batterietemperatur zu weit ansteigt oder die Batterie kurzge- schlossen wird. In wie weit dies alles zuver- lässig ausgeführt wird ist schwierig zu sagen, da viele Hersteller LiFePO4-Batterien für den Massenmarkt herstellen. In erster Linie ge- hen diese an bereits erwähnte Golfcarts und wurden auch für diese entwickelt. Im besten Fall wurde von den Herstellern das BMS etwas modifiziert und für höhere Leistungen aus- gelegt. Ganz selten hat man aber daran ge- dacht auchdenPluspol auf die richtige Seite zu verlegen. Wer seine Gel oder AGM-Batterie austauschen will (Pluspol rechts), wird oft feststellen, dass die Kabel zu kurz sind, da man versäumt hat die Batteriepole oder Verschraubungen nach europäischen Maß- stäben auf der richtigen Seite zu platzieren. Die echten Vorteile Immer wieder ist zu lesen welche Vorzüge LiFePO4 Batterien haben. Leistungsdichte, Gewicht, Lebensdauer sind die gängigen und immer wieder genannten Argumente. Ein ganz wichtiges – bzw. das eigentlich wich- tigste – Argument wird selten genannt und hier wird klar, dass viele Hersteller den Ein- satzbereich und somit die Problematik von Batterien in Reisefahrzeugen überhaupt nicht überblicken. Für LiFePO4-Batterien ist das Problem der Sulfatierung nicht existent. Während herkömmliche Batterien in teilgela- denem Zustand stetig an Speicherkapazität durch Sulfatierung verlieren, ist dies für Li- FePO4 kein Thema. Auch eine regelmäßige Vollladung ist nicht nötig, was normale AGM oder Gel-Batterien mit sehr frühem Ausfall quittieren. Schnelle Ladung Oft als Vorteil aufgeführt wird auch, dass Li- FePO4-Batterien schnell aufzuladen sind. Abgesehen davon, dass eine Ladung mit hohem Strom, ebenso wie eine hohe Ent- ladung, der Lebensdauer keines Batterietyps zuträglich ist, steht für eine Schnellladung im Reisemobil die Infrastruktur auch nicht zur Verfügung. Im Ansatz stimmt die Aussage aber doch, man muss es nur anders be- trachten. Ladegeräte von herkömmlichen Gel- oder AGM-Batterien müssen relativ früh die Ladeleistung reduzieren und taumeln dann über Stunden der Vollladung entgegen. LiFePO4-Batterien können dagegen fast den vollen Strom bis zur Vollladung aufnehmen. Somit sind diese Batterien einfach schneller vollgeladen und dann stimmt die Aussage der „schnelleren Ladung“ im Grunde doch. Die richtige Infrastruktur Es hat sich herum gesprochen, dass Bord- batterien immer mit der jeweiligen, für den Batterietyp festgelegten, Kennlinie geladen werden sollten. Diese sind üblicherweise im Ladegerät hinterlegt und bei Einbau wird dann die passende Kennlinie aktiviert. Bei Standard-Säurebatterien in Flüssig, Gel oder AGM-Ausführung wird die Vollladung – ab- hängig von der Temperatur – erst nach mehreren Stunden erreicht (Absorptions- phase), da diese Batterietypen ab einem be- 66
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